Der Member-Lifetime-Cycle (deutsch: Mitglieds-Lebenszyklus) beschreibt die verschiedenen Phasen bzw. Rollen die ein Community Mitglied innerhalb der Online-Community durchläuft. Dabei orientiert sich der Ablauf der gemeinschaftlichen Eingliederung in Online-Communities an seinem realen Pendant. So schreibt Amy Jo Kim in ihrem Buch „Community Building – Strategien für den Aufbau erfolgreicher Web-Communities “:
„Das soziale Rollenverhalten folgt auf der ganzen Welt und in allen Arten von Gemeinschaften denselben zeitlosen Regeln: Neulinge kommen an müssen sich bewähren, damit sie voll anerkannt werden. Einige aktive Mitglieder übernehmen Führungsrollen und wirken an der Organisation der Gemeinschaft mit. Und dann gibt es noch die >>Senioren<<, die Geschichten erzählen, Rituale zelebrieren und der guten alten Zeit nachtrauern. Diese bekannten und allgemeingültige Rollenmuster laufen immer ab,…“*
Dabei darf der grundlegende Erfolgsfaktor einer Online-Community nicht außer Acht gelassen werden: Die soziale Interaktion und die daraus resultierenden sozialen Beziehungen. Die Interaktion und der Aufbau sozialer Beziehungen können dabei von Seiten des Betreibers durch einen entsprechenden Funktions- und Programmumfang unterstützt werden. Grundlegend ist jedoch, dass sich der Lebenszyklus einer Community-Mitgliedschaft in fünf Phasen unterteilt, welche durch zwei Entwicklungsrituale getrennt werden. Die nachfolgende Abbildung aus dem Buch „Community Building“ von Amy Jo Kim ist maßgeblich für diesen Prozess und wird deshalb zur Verdeutlichung des Member-Lifetime-Cycle genutzt.
Ein „Besucher“ bezeichnet dabei einen Menschen, der nicht oder noch nicht Teil der Community ist. Er besucht diese als Gast und mag mehr über die Richtlinien, die enthaltenen Informationen, das Thema, ein Online-Event, ein Produkt, oder die Mitglieder der Community erfahren. Dies geschieht bspw. über eine Guided Tour durch die Community, durch ein Probe-Abo, einen kostenlosen Probezugang, durch passive Sichtbarkeit über Suchmaschinen, oder verweisende Webseiten im Internet. Falls dem „Besucher“ die dargebotenen Informationen, die Umsetzung der Community die Richtlinien und Ziele, sowie die Möglichkeiten der sozialen Beziehungsfindung zusagen, kann er sich dazu entscheiden ein Teil dieser Online-Gemeinschaft zu werden. Falls er dies tut, wird der „Besucher“ über das „Mitgliedschaftsritual“ zum „Neuling“ der Community. Das geschieht bspw. durch das Erstellen eines Mitgliedsprofils, womit der „Neuling“ seine Zugehörigkeit zur Online-Gemeinschaft zum Ausdruck bringt. Im Buch „Business Communities“, von Bullinger, Baumann, Fröschle, Mack, Trunzer und Waltert, wird aufbauend die Definition von Amy Jo Kim ein „neues Mitglied“ (gleichzusetzen mit „Neuling“) als
„…Benutzer, die ein ernsthaftes Interesse haben an der Gemeinschaft teilzunehmen, und sich daher auch registrieren.“*,
…beschrieben. Des Weiteren ist es laut Amy Jo Kim wichtig, dass neue Mitglieder…
„…erst die Grundlagen erlernen und in das Gemeinschaftsleben eingeführt werden müssen“*
Diese Transformation des Nutzers kann zwei Varianten haben. Einerseits kann sich ein Mitglied passiv verhalten und Informationen bspw. nur konsumieren, selber jedoch keine in die Community einbringen. Andererseits kann, durch entsprechende Motivation und Funktionsbereitstellung seitens des Betreibers, die aktive Beteiligung eines Mitglieds an der Community gefördert werden. Aktive Mitglieder beteiligen sich an der Community, indem sie bspw. Informationen rund um das Thema der Community beisteuern, die Entstehung sozialer Beziehungen fördern, oder sich aktiv ins virtuelle Gemeinschaftsleben einbringen. Die nächste Stufe im Member-Lifetime-Cycle bezeichnet den „Leader“. Dieser arbeitet aktiv und freiwillig an der Community mit und unterstützt den „reibungslosen Betrieb der Gemeinschaft“*. Der Unterschied zum „Senior“ besteht lediglich darin, dass diese sich aus dem „aktiven Gemeinschaftsleben“ zurückgezogen haben und ihr Wissen an die Gemeinschaft weitergeben.
Bullinger, Baumann, Fröschle, Mack, Trunzer und Waltert definieren die Phasen einer Mitgliedschaft umfangreicher. Dies zeigt sich durch ihre Unterscheidung der Mitglieder, in regelmäßig aktive und potentiell aktive Mitglieder, sowie durch die Unterteilung nach „Gruppenleiter“ und „Community-Co-Manager“, anstatt eines „Leaders“. Auch wenn die Gesamtheit der Phasen letztlich identisch ist und in einer ähnlichen Mitgliedsrolle endet, als „Senior“ (Vgl. Kim) oder als „ehemalige Mitglieder“ (Vgl. Bullinger), ist die Definition von Bullinger, im Sinne dieser Arbeit, durch ihre striktere Differenzierung für diese Arbeit geeigneter. Der Lebenszyklus einer Mitgliedschaft umfasst laut Bullinger, Baumann, Fröschle, Mack, Trunzer und Waltert somit:
- „Besucher oder Gast
- Neues Mitglied
- Regelmäßig aktives Mitglied, Kernteilnehmer
- Leser, potentiell aktive Mitglieder
- Gruppenleiter, Clubmanager
- VIP, Experte, Community-Co-Manager
- Ehemalige Mitglieder“*
Diese Definition soll die Grundlage für den Lebenszyklus einer Mitgliedschaft in einer Community bilden. Dabei sollte jedoch explizit erwähnt werden, dass es neben regelmäßig aktiven und potentiell aktiven Mitglieder auch solche gibt, bei denen eine aktive Beteiligung bewusst ausgeschlossen wird. Dies steht dem Sinn einer Community zwar entgegen, dennoch sollte auch diese Nutzergruppe in der Definition Beachtung finden.
Um zu verstehen welchen Prozessen Betreiber von Online-Communities unterliegen, wird im darauffolgenden Kapitel ein ‚Betreiber-Lebenszyklus in Online-Communities‚ beschrieben.
Quellen (*):
- Community Building ; Rollen: Vom Neuling zum Senior ; Amy Jo Kim ; Seite 133
- Business Communities ; Mitglieder-Lebenszyklus ; Bullinger, Baumann, Fröschle, Mack, Trunzer und Waltert ; Seite 193
- Community Building ; Rollen: Vom Neuling zum Senior ; Amy Jo Kim ; Seite 134
- Community Building ; Rollen: Vom Neuling zum Senior ; Amy Jo Kim ; Seite 135
- Business Communities ; Mitglieder-Lebenszyklus ; Bullinger, Baumann, Fröschle, Mack, Trunzer und Waltert ; Seite 193 ff.