Der englische Begriff „Community“ oder „Communities“ bedeutet übersetzt Gemeinde, Gemeinsamkeit, Gemeinschaft, Gemeinwesen oder auch Gesellschaft. Diese Begrifflichkeiten betonen ein gemeinschaftliches Interesse und ein soziales Gefüge der Teilnehmer untereinander und spiegeln somit die Bedeutung einer Community schon sehr gut wieder.
Dabei bildet das gemeinschaftliche Interesse der Teilnehmer die Grundlage für zwischenmenschliche Interaktionen. Um die unterschiedlichen Bedeutungen des Begriffs Community näher zu beleuchten und einen Einblick in die soziologische Differenzierung zu erlangen, folgen ein paar grundlegende Definitionen aus dem Gebiet der Soziologie, welche sich mit „…den Erscheinungsformen und Ursachen der durch Sozialkontakte ausgelösten und vermittelten Phänomene, insbes. den Formen der menschl. Vergesellschaftung und den sozialen, d.h. am Mitmenschen oder seinen Gruppen orientierten Verhaltensweisen.“* beschäftigt.
Erstmals wurde der Begriff der Gemeinschaft in der Soziologie von F. Tönnies 1887 geprägt, als er versuchte ihn gegen den Begriff der Gesellschaft abzugrenzen:
„Gemeinschaft sei ein naturhaftes, gewachsenes, vom >Wesenwillen< beherrschtes Gebilde, im Gegensatz zur Gesellschaft, die Tönnies als rationalen Zweckverband vereinzelter Interessen bestimmte.“*
Der Begriff „Wesenwillen“ wird nach Tönnies wie folgt beschrieben:
„Fühlt sich der Einzelne als Teil eines größeren sozialen Ganzen, dann orientiert er sein Handeln an diesem übergeordneten Zweck. Denken und handeln alle so, ist er einem Kollektiv als einer „Gemeinschaft“ zugehörig. Die Form des Willens, welcher die Gemeinschaft bejaht, heißt bei Tönnies „Wesenwille“. Beispiele wären die Deichgenossenschaft, das Dorf oder eine Kirche.“*
Obwohl die Definition von Tönnies nicht widerlegt wurde, wird sie in der neueren Soziologie nicht mehr verwendet. Die Begriffe Gesellschaft und Gemeinschaft werden nicht mehr differenziert, sondern man „unterscheidet wechselnde Dichtegrade der inneren Verbundenheit von Menschen in einem gemeinsamen Wir- Bewusstsein“ *
Diese Definition dient weniger der Unterscheidung der Wortdefinitionen von Gemeinschaft oder Gesellschaft, sondern vielmehr der Bewertung von Verbundenheitsgraden der interagierenden Teilnehmer gegenüber einer bestehenden Gemeinschaft. So unterscheidet G. Gurvitch drei Strukturbegriffe der Soziabilität:
„Masse als schwächsten, Communauté als stärkeren und Communion als engsten Verbundenheitsgrad“*
Diese Unterscheidung ermöglicht keine Unterteilung in soziale Gruppen, sondern es entsteht eine hierarchische Struktur von Gemeinschaften, welche den Verbundenheitsgrad, also das Empfinden des Wir-Gefühls , den Nutzen für den Teilnehmer und deren Aktivitätsgrad, je nach Befriedigung der persönlichen Bedürfnisse innerhalb der Gemeinschaft oder der Community, widerspiegelt.
In der amerikanischen Soziologie wird der Begriff „Community“, also Gemeinschaft, wiederum anders spezifiziert. Man definiert „Community“ als: „eine territorial verbundene Gruppe im Sinne einer Gemeinde“*. Die Unterteilung ist weniger differenziert, impliziert jedoch ebenfalls die Wertigkeit der gemeinschaftlichen Verbundenheit über die Definition einer so genannten „primary group“* (deutsch: Primärgruppe).
Diese Definitionen lassen darauf schließen, dass die Wertigkeit einer Community, Gemeinschaft oder Gesellschaft immer am persönlichen Nutzen der Mitglieder einer Gemeinschaft gemessen wird. Die „primary group“, oder der Strukturbegriff der Soziabilität „Communion“ verdeutlichen somit den höchst möglichen Bezug und das am stärksten empfundene Wir-Gefühl innerhalb einer Community. Die Motivation eines Community-Mitglieds einer Gemeinschaft beizutreten, aktiv zu werden und sich mit ihr zu identifizieren lässt sich grundsätzlich auf das 1942 veröffentlichte Modell einer Bedürfnishierarchie von Abraham Maslow zurückführen:
Nach der Definition von Maslow spiegeln die Stufen der Pyramide die Motivationen der Menschen wieder ihre individuellen Bedürfnisse zu befriedigen. Diese unterscheiden sich in Defizitbedürfnisse und unstillbare Bedürfnisse, welche im Verlauf des Lebens durch Anpassung der Erwartungen und Wünsche nie in vollem Maß erfüllt werden können. Defizitbedürfnisse umfassen körperlichen Bedürfnisse, Sicherheit, soziale Beziehungen und teilweise auch die soziale Anerkennung. Bei unstillbaren Bedürfnissen handelt es sich hingegen um die soziale Anerkennung und, die höchste Stufe des menschlichen Bedürfnisses, die Selbstverwirklichung. Die oberen drei Hierarchiestufen spiegeln demnach die entscheidenden Motivationsgründe für den Beitritt eines Menschen in eine Community wieder. In der heutigen Zeit, unter Beachtung der gestiegenen Medienaffinität der Menschen und speziell im Bezug auf das Medium Internet, wird der Begriff „Community“ oft synonym mit den Begriffen „Virtual Community“, „Online Community“ oder „Virtual Network“ verwendet.
Quellen (*):
- Brockhaus Enzyklopädie ; Soziologie ; Seite 641
- Brockhaus Enzyklopädie ; Gemeinschaft ; Seite 75
- Wikipedia , Gemeinschaft und Gesellschaft ; Definition des Wesenwillens ; http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinschaft_und_Gesellschaft (letzter Zugriff: 09.05.2009)
- Brockhaus Enzyklopädie ; Gemeinschaft ; Seite 75 ff.
- Brockhaus Enzyklopädie ; Gemeinschaft ; Seite 75 ff.
- Brockhaus Enzyklopädie ; Gemeinschaft ; Seite 76
- Brockhaus Enzyklopädie ; Gemeinschaft ; Seite 76